Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 23.06.2025

Zum Erfolg der Barber haben Friseure selbst beigetragen...

Nicht zu vergessen: es gibt auch hochwertige Barber !


Barber - ein Thema, welches im Friseurhandwerk derzeit kontrovers diskutiert wird und auch den Weg in die Medien findet. „Friseure gegen Barber!“ titelt in diesen Tagen das Offenburger Tageblatt. 

Deutlich vermehrt 
- haben sich die Meldungen in den Medien, über Auffälligkeiten der Barbershops bei den vermehrt stattfindenden Kontrollen.
- hat sich auch die Zahl der Barbershops, nämlich um satte 44% im Vergleich zum Vorjahr, so WELLA General Manager Henrik Haverkamp bei der Pressekonferenz zur TOP HAIR 2025. Beachtlich waren es drei Jahre zuvor bei der TOP HAIR 2022 „lediglich“  +19% Zuwachs. 

Mich, als Initiator der Wertegemeinschaft „Der faire Salon!“, hatte das bereits 2022 erstaunt – aber dieser „Warnschuss“ wurde innerhalb der Branche nicht beachtet. Dabei war zu erahnen, wie sich diese Entwicklung fortsetzen würde. 

Erinnern wir uns an Corona und die Zeit danach. 
Die Maßgabe der Gesundheitsbehörden, Haare nur im gewaschenen Zustand zu behandeln, führte in sehr vielen Salons zu dem Entschluss, den ungeliebten Trockenhaarschnitt dauerhaft aus dem Angebot zu entfernen.

Der Wunsch nach dieser schnellen und preiswerten Dienstleitung ist bei den Männern nach wie vor vorhanden und wird von den Barbern, die (fast ausschließlich) diese Leistung anbieten, erfüllt. 

Kundenwunsch ignoriert – Beratung vergessen

Trockenhaarschnitt und Nass-Formschnitt sind zwei vollkommen unterschiedliche Dienstleistungen. So wurde es über Jahrzehnte gelehrt und gearbeitet, bevor der Trockenhaarschnitt zugunsten von Modernität und Fortschritt aus dem Lehrplan verschwand, damit auch aus den Köpfen der Mitarbeiter.

Als ich im Jahr 1966 meine Gesellenprüfung absolvierte, gehörten zwei! Männerhaarschnitte zu den Prüfungsaufgaben, ein Trockenhaarschnitt und ein Nass-Formschnitt. Genau Das, hat ganz viel mit der heutigen Barber-Problematik zu tun.

Die heutigen Männerfrisuren Fade-Haarschnitte oder Undercuts waren bereits Anfang der 60er Jahre unter dem Begriff „kurzer Fasson“ oder „Rasierschnitt“ modisch angesagt. Durchweg Trockenhaarschnitte, Zeitaufwand 15 Minuten, das Haare waschen beim Friseur galt zu der Zeit im Herrensalon als verpönt.

Mit Beatles, Rolling Stones und der Kulturrevolution der 68er änderten sich auch die Frisuren. Die Männerhaare wurden lang getragen.  Gleichzeitig brachte Sassoon erstmals eine lehrbare Haarschneidetechnik ins Friseur Handwerk. Plötzlich wurden Haare nicht nur abgeschnitten, sondern gewaschen, graduiert, geformt – alles im nassen Haar.

Innerhalb weniger Jahre gelang es den Friseuren damals, aus nahezu 100% Trockenhaarschnitte, durch intensive Beratung den Trend umzukehren und daraus rund 80 % Formschnitte werden zu lassen, mit kommuniziertem Mehrwert für Kunden und deutlichem Umsatzzuwachs für die Salons.     

Als sich dieser Trend Ende der 90er umkehrte und Kurzhaarschnitte trendig wurden, waren diese Unterschiede bereits vergessen und die entsprechende Beratung blieb aus. 

Nicht die Haarwäsche begründet den Mehrpreis beim Formhaarschnitt

Der Grundstein des heutigen Barber-Booms wurde von den Friseuren selbst in diesen Jahren gelegt. Die „Beratung“ im Herrensalon reduzierte sich auf die Frage: „waschen wir auch?“ und wurde vorwiegend mit Nein beantwortet, bevor Zeit- und Kostensparend die Maschine angesetzt wurde. Die tägliche Haarwäsche war für die meisten Männer zur Normalität geworden, eine zweite Wäsche im Salon als unnötig erachtet – die eigentlichen Unterschiede dieser Dienstleistung wurden nicht mehr beraten, der Mehrpreis für den höherwertigen Haarschnitt wurde auf eine Haarwäsche reduziert.   

Umsatz freiwillig reduziert 

Im Terminplan wurde nach wie vor mit 20-30 Minuten geblockt, kassiert wurde ein mit 15 Minuten kalkulierter Trockenhaarschnitt. Branchenguru Dieter Schneider sagte seinerzeit: „Der Männerhaarschnitt, mit (damals) 15 -18 DM für 15 Minuten, ist eine der bestkalkulierten Dienstleistungen im Friseurhandwerk. (Wenn die Unterschiede beherzigt werden) 

Er sagte aber auch: „Es gibt wohl keine Branche, die so beratungsresistent ist, wie die der Friseure!“ In den 90er Jahren gab es kein einziges Fachmedium, in welchem dieses Thema nicht thematisiert worden wäre. 
Die Chance zum Umdenken war gegeben, geändert hat sich rein gar nichts.

 

Beide Techniken haben nur eines gemeinsam: dass dabei die Haare kürzer werden, ansonsten sind es zwei grundsätzlich verschiedene Dienstleistungen! 
Durch diese Unterscheidung relativiert sich auch die Diskussion über unterschiedliche Preise bei Männern und Frauen. So sollte es zumindest sein!                                

Der Kundenwunsch zählt
und hier haben viele Friseure diesen Wunsch, nach einem einfachen, schnellen und preiswerten Haarschnitt, ignoriert und versäumt eine Beratung entgegenzusetzen.

Nicht zu vergessen: es gibt auch hochwertige Barber mit einer exzellenten Dienstleitung und Preisen, an die sich herkömmliche Friseure oft nicht herantrauen. Dazu gehören Kunden mit Ansprüchen, die aber auch erst dahin geführt werden müssen.  

Erschwernis Schattenwirtschaft

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass es in diesem Bereich auch viel Schattenwirtschaft gibt. Eigentlich dürfen Barber nur Haare schneiden, wenn im Salon ein Meister vorhanden ist. So lange Kollegen/innen aber pro Forma für eine geringe „Miete“ Ihren Meisterbrief zur Verfügung stellen, sind Kontrollen müßig. 
Hinzu kommen Clanstrukturen und andere Ungesetzlichkeiten, die nicht zu tolerieren sind und (bisher) zu wenig verfolgt werden.

Dieses ändert sich derzeit nach jahrelanger Arbeit von Innungen und Verbänden. Diese sind in den letzten Jahren in Richtung Politik sehr laut geworden, diese Arbeit trägt jetzt Früchte. 

Rene Krombholz für TOP HAIR INTERNATIONAL




 

Das könnte Sie auch interessieren

American Blow Dry

American Blow Dry

Wella bringt neues Servicekonzept
„Friseure bewegen“

„Friseure bewegen“

Eine Initiative von Wella
GLAMMY AWARD 2015

GLAMMY AWARD 2015

Bed Head by TIGI startet durch!
Tally Take on

Tally Take on

Mit Video-Tutorials zur Traumfrisur
Italian Touch

Italian Touch

KEMON präsentierte sich...
Zu Besuch bei Freunden

Zu Besuch bei Freunden

Von Friseuren. Für Friseure.
EIMI jetzt mit Fernsehspots

EIMI jetzt mit Fernsehspots

und Print Anzeigen in der Beauty Presse
INSTAMAT!C

INSTAMAT!C

Dmitry Vinokurov
Die Trend's von Morgen

Die Trend's von Morgen

Ein Ausblick von der "HAARE 2015"
Hauptmenü